Sonntag, 7. Januar 2018


Cover: Neue Vahr Süd Neue Vahr Süd von Sven Regener

Wenn einer Sven Regener nicht kennt, unbedingt lesen. Es ist dermaßen witzig, dass man durchgeschüttelt wird vor Lachen. Hier ist der zweite Band der Lehmann-Trilogie, den ich einfach umwerfend fand (wie alle Lehmann-Bücher, die als Buch sehr viel witziger sind als die Verfilmung). Den Inhalt können Rezensenten besser als ich erklären, aber die Zeit, in der der Roman spielt (versiffte Wohngruppen, K-Gruppen etc.) habe ich ja nun auch miterlebt, d.h. kann es nachvollziehen. Jedesmal wenn ich an dem Schild in Bremen "Vahr" vorbeifahre, muss ich lachen.


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2004

Susanne Ostwald mochte schon Sven Regeners erstes Lehmann-Buch und freut sich nun über den "zum Glück doppelt so dicken" Nachfolger, der ja eigentlich ein Vorläufer ist. Regener erzählt, wie Frank "Frankie" Lehmann Anfang der achtziger Jahre zwischen Bundeswehr und ideologietrunkenen Freunden zu überleben versucht. Wie schon im ersten Roman, frohlockt die Ostwald, sind Regener "hinreißende Milieubilder" gelungen, mit gewohnt "ins Absurde kippenden Dialogen". Die Zwiegespräche Lehmanns mit sich selbst und der "detailgenau" beobachteten Außenwelt sind dabei nicht bloßer Selbstzweck, die "liebevoll gedrechselten" Szenen vermitteln dem Leser vielmehr einen vielseitigen Einblick in eine Zeit, als die Ideologien der sechziger Jahre gegen einen neuen Pragmatismus eingetauscht wurden, so Ostwald. Mit Hilfe seines "trockenen Sprachwitzes" und der Meisterschaft in der "Kunst der intelligenten Unterhaltung" schafft es der Autor so, die unterschiedlichsten "Splitter der Zeit" zu einem "spektralen Gesellschaftsbild" zusammenzufügen, schreibt die begeisterte die Rezensentin.

Und noch eine positive Rezension:

Ursula März verknüpft ihre Rezension mit einem Porträt Sven Regeners, der schließlich nicht nur Schriftsteller ist, sondern auch Sänger und Texter der Band "Element of Crime". Rezensentin März ist von Regener angetan ("kein Mann, der sich im zweiten Gang ausruht"), von seinem Roman aber ist sie ganz und gar verzückt. Einen "bedeutsamen Zeitroman" habe Regener vorgelegt. Und "gelacht wie wahnsinnig" habe sie auch bei der Lektüre. Denn in Sachen "gewaltiger Komik" könne der Roman durchaus mit dem Vorgänger "Herr Lehmann" mithalten, und was "Erkenntnisreichtum", "sittenmalerische Fülle" und "historische Komplexität" angeht, sei der Vorgänger gar um "einiges" übertroffen. Regener erzählt die Vorgeschichte seines Protagonisten Frank Lehmann, zehn Jahre vor der Handlung des ersten Romans. Lehmann hat gerade in Bremen seine Ausbildung beendet und wird nun zur Bundeswehr eingezogen; parallel dazu nimmt er ein Zimmer in einer "vermüllten Männer-WG", in der drei K-Gruppen-Mitglieder wohnen, und pendelt nun zwischen "Kaserne" und "Genossen". Darin sieht Rezensentin März die beiden "Repräsentanzpole der Bundesrepublik" skizziert und bejubelt die "literarische Goldgrube", die Regener aus der "Fusion dieser Gegenwelten" gezaubert habe und in einem "großartigen Finale" kulminieren lasse. Ferner empfindet März die Figur des Herrn Lehmann auch als überzeugende "Verkörperung des geschichtlichen Widersinns". Und sie bewundert die "Eleganz der Unauffälligkeit" mit der Regener eine tiefe, "satirisch nachgetönte Archäologie der Bundesrepublik" in "populäre Formen" und Pointen zu kleiden verstehe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen